Die weißen Steine

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Entstehungsgeschichte von „Die weißen Steine“

Posted on 02/14/202102/14/2021 by Markus Kretschmer
Reading time: 17 min

Entstehungsgeschichte von „Die weißen Steine“

Eine Frage, die ich als Autor immer wieder zu hören bekomme: „Wie kommt man eigentlich dazu, ein Buch zu schreiben?“ Ich hätte darauf gern selbst eine tiefsinnige, wirklich kluge Antwort, mit der ich meine Zuhörer beeindrucken könnte. Aber meist folgt auf diese Frage nur ein ratloses Schulterzucken. Im Prinzip begann alles nämlich nur mit einer verrückten Idee. Eine Idee, die meine Fantasie beflügelte, mich nicht mehr losließ, mich nachts wachhielt, bis ich sie endlich aufgeschrieben hatte. Und dann füllte die Idee plötzlich viele hundert Seiten. Und noch immer lässt sie mich nicht los. „Die weißen Steine“ sind noch lange nicht fertig, und sie werden mich noch jahrelang beschäftigen. So viel ist sicher.


Viel einfacher ist es da, auf eine andere Frage zu antworten: „Markus, wie kamst du eigentlich dazu, zu schreiben?“


Inspirationen und meine ersten Gehversuche als „Geschichtenmacher“

Das hat nämlich schon ganz, ganz früh angefangen, und ich habe es wohl hauptsächlich meinen Eltern zu verdanken. Ich hatte das große Glück, von Geschichten aller Art in meiner Kindheit begleitet zu werden und mit ihnen aufzuwachsen. Egal, ob sich Mama oder Papa diese Geschichten selbst ausgedacht haben oder sie mir aus Büchern vorgelesen haben, ich kann mich noch gut erinnern, dass ich ihnen niemals erlaubt habe, mich ohne eine Geschichte ins Bett zu bringen. Beim Zähneputzen war zuerst „Das Wurzelmännchen“ Pflichtprogramm, und dann ging es weiter mit Büchern. Und natürlich konnte ich es kaum erwarten, selbst endlich lesen und schreiben zu lernen.


Als ich es dann endlich konnte, türmten sich die Bücher geradezu auf meinem Nachttisch: Es fing mit Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga an. Und als ich etwas älter war, lagen da vor allem die Jugendbuchklassiker wie Tom Sawyer und Huckleberry Finn, Die Schatzinsel, Moby Dick, Robinson Crusoe und natürlich Peter Pan, mit denen ich meine Abenteuer erlebte. Auf Abenteuer habe ich auch was Filme angeht immer schon gestanden, vor allem auf die Sindbad- und Mythologie-Filme aus der Trickschmiede von Ray Harryhausen: Die Stop-Motion-Ungeheuer hatten es mir wirklich angetan, und dann musste ich natürlich auch die Bücher dazu lesen: Hierbei hat sich mein Interesse für die Mythologie aller möglichen Kulturen entwickelt, das noch heute anhält. All das prägt ein Kind natürlich. Besonders, wenn man die Geschichten mit in seine Träume nimmt. Doch dazu später.


In der Grundschule hatte ich eine fantastische Lehrerin, Frau Gawron, die mich in dieser Leidenschaft immer unterstützt hat. Ich habe bei ihr jede Menge Aufsätze geschrieben, und sie hat es verstanden, uns sowohl beim Lesen als auch beim Schreiben den Spaß zu lassen und unsere Kreativität zu fördern. Wenn ich mich mit anderen Autoren unterhalte, so hatten die meisten von ihnen dieses Glück: Es braucht schon als Kind jemanden, der dich unterstützt, der dich dazu ermuntert, deine Ideen zu verwirklichen. Dann entwickelst du automatisch die Eigenschaft, anderen Menschen ebenfalls etwas mitgeben zu wollen, und das ist es, was wir Schriftsteller machen.


Ein ganz wichtiger Faktor, der das Entstehen guter Geschichten fördert, ist außerdem die Langeweile. In meiner Kindheit habe ich mit meiner Familie fast jedes Jahr in Spanien verbracht, wo meine Großeltern ein Ferienhaus besaßen. Da Flüge für Familien in den 90gern ziemlich teuer waren, haben wir jedes Jahr zuerst eine richtige Odyssee machen müssen, um in Denia an der Costa Blanca anzukommen: 20 und mehr lange Stunden Autofahrt lagen da vor uns, und die sind meine Eltern abwechselnd immer am Stück gefahren. Um uns diese langen Fahrtstunden zu vertreiben, haben meine kleine Schwester und ich während der nicht enden wollenden Tour durch Deutschland, Frankreich und Spanien Geschichten erfunden. Und weil ich mich damals schon für Dinosaurier interessierte (eine schwache Untertreibung: Ich war der totale Dino-Nerd!), fand damals auch ein kleiner Dino den Weg in unser Auto.


Mit Geschichten aus der späten Kreidezeit, in denen dieser kleine Dromiceiomimus jede Menge Abenteuer erlebte, vertrieben wir uns die Zeit. In der Wildnis Freunde und etwas zu Fressen zu finden waren dabei seine Kernprobleme, und dabei musste er natürlich immer vor fiesen Raptoren und gefährlichen Tyrannosauriern auf der Hut sein. Mehr als nur ein paar Mal musste er seine Cleverness und seine Schnelligkeit einsetzen, um den Gefahren der Urzeit zu trotzen, und immer wieder sprang er dem Tod dabei von der Schippe. Das waren wohl die ersten Geschichten über Dinosaurier, die ich mir ausgedacht habe, im zarten Alter von elf Jahren.


Wie ich ein Autor wurde

Bis zu meinem Buch „Die weißen Steine“ sollten dann natürlich noch viele Jahre vergehen. Doch die Idee dazu hatte ich auch schon sehr früh. Da hatte ich gerade meine Dienstzeit bei der Bundeswehr hinter mir und einen Sommer lang richtig viel Zeit. Der Urtypus meines Romans entstand schon in den Jahren 2005 bis 2007, doch während meines Studiums hatte ich nicht die Zeit, diese Idee weiter zu verfolgen. Dafür war ich an anderen Fronten kreativ: An unserem Institut für klassische Altertumskunde gab es damals und gibt es noch heute eine lange und relativ witzige Tradition: Die Saturnalien. In der Antike waren die Saturnalien ein römischer Festtag. Und der lief folgendermaßen ab: Am 15. Dezember tauschten die Haussklaven mit ihren Herren für einen Tag die Rollen. Während sie sozusagen einen Tag lang frei bekamen, übernahmen ihre Herren ihre Aufgaben und mussten sie von morgens bis abends nach ihren Wünschen bedienen. Dieses verkehrte Rollenbild hat uns als vielgeprüfte Studenten natürlich sehr angesprochen, und so nahmen wir diesen Festtag zum Anlass, am letzten Wochenende vor den Weihnachtsferien ebenfalls eine Saturnalienfeier zu veranstalten.


In einem etwa eineinhalbstündigen Programm aus Sketschen, Liedern und anderen lustigen Beiträgen nahmen wir Studenten alles auf die Schippe, was in den letzten zwei Semestern am Institut schief gelaufen war, parodierten die Macken unserer Dozenten und unternahmen auch Ausflüge in die griechisch-römische Mythologie, die wir in eigenen Interpretationen etwas aufpolierten. Im Anschluss wurden die Dozenten dann an die Theke gebeten und mussten für den feucht-fröhlichen Abschlussteil des Abends den Ausschank übernehmen.


Über dieses Programm bin ich dann eigentlich erst so richtig zum kreativen Arbeiten gekommen und habe an mir ein gewisses – nun ja, damals noch eher bescheidenes – Talent zum Schreiben entdeckt. Doch trotzdem hat mir das ganze sehr viel Spaß gemacht, und weil das Publikum an unseren Werken so viel Spaß hatte, beschloss ich, eine alte Idee, die schon seit meiner Bundeswehrzeit fünf Jahre vorher in meiner Schreibtischschublade lag, wieder aus dieser heraus zu kramen und sie in die Tat umzusetzen.


Die schwere „Geburt“ meines ersten Romans

Die Idee dazu hatte ich wie gesagt bereits, als ich im Jahr 2005 während meiner Dienstzeit in der Schulz-Lutz-Kaserne in Munster Kasernen-Sporthallenwart war. Man sieht es mir heute vielleicht nicht mehr an, aber ich war tatsächlich mal ein sehr sportliches Kerlchen. Ich würde nun gerne eine logische Erklärung für meine Buchidee liefern, etwas, was mich damals zu dieser inspiriert hat. Aber eigentlich war es nur ein verrückter Traum, vielleicht, weil wir vorher im Mannschaftsraum irgendeinen dummen Film gesehen und ein paar Bier zu viel getrunken hatten. Allerdings hatte ich während dieser Zeit noch keinen Laptop, und so habe ich mir bloß handschriftlich ein paar Notizen gemacht.


Erst im Sommer 2009 setzte ich mich an meinen ersten Entwurf zu meinem Roman. Seit meiner Bundeswehrzeit spukte sie immer wieder durch meinen Kopf und regte meine Fantasie an, und weil ich nun endlich mal nicht einen ganzen Haufen Hausarbeiten zu schreiben und tatsächlich einmal zwei volle Monate Zeit für mich hatte, nutzte ich die vielen sonnigen Nachmittage, setzte mich gemütlich an unsere Hütte am Boldecker See und brachte die Idee zu Papier. Es entstanden etwa 150 Seiten, die es wirklich in sich hatten. Doch dieses erste Konzept meines Romans war im Grunde noch völlig anders als das, was ihr heute in „Die weißen Steine“ findet. Mein Buch sollte eigentlich einen komplett anderen Background haben. Ausgangspunkt wäre da eine dystopische Zukunft gewesen. Und die hätte ungefähr so ausgesehen:


Die „Urfassung“

Die Welt ist am Ende. Die Ressourcen sind fast vollständig aufgebraucht. Die Regenwälder längst abgeholzt, die Ozeane frei von Leben, die Atmosphäre verseucht mit giftigen Gasen, sodass man ein Atemgerät braucht, um überhaupt draußen herumlaufen zu können. Infolge eines Atomkriegs hat sich die Bevölkerung der Menschheit auf neun Milliarden im Vergleich zum vorherigen Jahrhundert schon halbiert, und es wird fleißig weiter gestorben, an Seuchen, an Hunger und an Kriegen, die schon um heute so selbstverständliche Güter wie Wasser und Luft geführt werden. Die Macht haben in dieser Zeit nicht mehr irgendwelche gewählten Parlamente, die Demokratie wird als der größte Fehler der Moderne betrachtet. Nun geben die fünf größten Konzerne den Ton an und bestimmen in faschistischer Manier das Weltgeschehen. Der Großteil der Menschen lebt ausgebeutet und in den Arbeiterghettos in tiefer Armut und erbärmlichen Elend, unter Kontrolle gehalten durch paramilitärische Privatpolizei, die zutiefst verroht und grausam selbst vor den schlimmsten Verbrechen nicht zurückschrecken. Doch in den wenigen „sauberen“ Zonen ist davon natürlich nichts zu spüren. Die Elite lebt weiter in dekadentem Saus und Braus und genießt verschwenderisch wie eh und je ihren letzten verbliebenen Luxus.



In dieser düsteren Welt entdecken Wissenschaftler eine Möglichkeit, durch einen Riss in der Raumzeit in die Vergangenheit zu reisen, und zwar in die späte Kreidezeit. Sofort wird diese neue Technologie genutzt, um dort Kolonien zu errichten. Die Konzerne legen nun tatsächlich ihre seit Jahrzehnten brutal geführten Kriege bei und beginnen in zwielichtiger Einigkeit, die Urzeit systematisch auszubeuten und längst verloren geglaubte Rohstoffe ins 24. Jahrhundert zu exportieren. Und auch der Tourismus etabliert sich als gewinnbringender Sektor, in dem der Elite Safaris zu den Dinosauriern angeboten werden. Jeder Superreiche, der etwas auf sich hält, hat inzwischen den Schädel eines selbstgeschossenen Triceratops oder Tyrannosaurus über seinem Kamin hängen.


Als sich eine Schulklasse von Eliteschülern auf einer Kursfahrt ebenfalls auf die Reise in die Urzeit macht, setzt meine Geschichte ein. Sie erleben diese Reise kaum aufregender als einen virtuellen Zoobesuch, sind sogar fast schon gelangweilt, als es auf ihr Ende zugeht. Doch da reißt die Verbindung zwischen den Zeitaltern plötzlich ab, und man kann sie auch nicht wieder herstellen: Die wohlstandsverwöhnten Schüler sitzen in der Kreidezeit fest. Bald darauf brechen in den Konzern-Kolonien alte Konflikte wieder aus, und die Menschen beginnen, erbittert um Rohstoffe und die Monopole daran zu kämpfen. Die Schüler sind nun mittendrin ein einem Chaos, dass sie von ihren Eltern nur aus Erzählungen kannten, und müssen sich für eine Seite entscheiden, um zu überleben.


Die Geschichte sollte eigentlich damit enden, dass schlussendlich ein Meteorit auf der Erde einschlägt und sie komplett verwüstet. Die Kriege enden jäh durch eine Naturkatastrophe, und die wenigen Überlebenden blicken im letzten Kapitel des Buches auf eine Erde, die genauso zerstört ist wie in jener Zeit, aus der die Menschen sich ursprünglich auf den Weg gemacht haben.


Meine Idee wird ruiniert

Klingt spannend, oder? Doch leider konnte ich dieses Konzept nicht weiterverwenden. Nur ein Jahr später kam nämlich eine Fernsehserie namens „Terra Nova“ heraus. Und diese Serie behandelte ein Thema, dass meinem eigenen Entwurf bis aufs Haar zu gleichen schien: Dystopische Zukunft, eine Kolonie in der Urzeit, Dinosaurier und das Gestrandetsein in der Vergangenheit waren auch da die Kernthemen, und natürlich wäre mein Roman – auch wenn er das in Wirklichkeit gar nicht war! – sofort als Plagiat verschrien gewesen, hätte ich ihn so auf den Weg gebracht. Was mich besonders erschütterte: Die Serie wurde nach nur einer Staffel schon wieder eingestellt. Und ich saß nun da, mit 150 Seiten eines Romans, in dem so viel Herzblut steckte, und wusste, dass ich ihn so niemals auf den Weg bringen konnte.


Als ich mit Tränen in den Augen vor dem Fernseher, dann eine Stunde später vor dem PC saß, war ich so frustriert, dass ich meinen ersten Entwurf für meinen Roman beinahe gelöscht hätte. Die Dateien waren bereits in den Papierkorb verschoben. Einen Tag später habe ich sie dann aber wieder hergestellt. Auch wenn mir klar war, dass meine lange Arbeit nun für die Katz war, wollte ich sie dann doch nicht einfach vernichten. Zu viel Herzblut steckte darin. Also wanderte sie erst einmal in einen versteckten Ordner.


Der zweite Versuch – „Die weißen Steine“

Ich kann mich nun nicht mehr ganz genau daran erinnern, wie ich Jahre später wieder dorthin gefunden habe. Irgendwie kam meine damalige Freundin dieser Geschichte auf die Spur, wahrscheinlich, weil ich sie an meinem PC irgendetwas nachschauen ließ, als sie mich besuchte. Kurzum, ich musste ihr dann mein gescheitertes Projekt zeigen. Und die Frau war begeistert. „Schreib da unbedingt weiter“, waren ihre Worte. Nur hatte ich damals eigentlich überhaupt keine Zeit dafür. Eigentlich musste ich zu dieser Zeit meine Bachelorarbeit schreiben, keinen Roman.


Doch wie es das Schicksal wollte, wurde der Professor, bei dem ich meinen Abschluss machen wollte, kurz vor den Semesterferien krank. Seine nächste Sprechstunde sollte dann erst in drei Monaten stattfinden, und so hatte ich dann doch auf einmal Zeit. In einem Urlaub in Dänemark, wo es beinahe die ganze Zeit nur regnete, entstanden dann sowohl das Konzept als auch die ersten 70 Seiten von „Die weißen Steine“, in ähnlicher Form, wie ihr sie heute in meinem Roman finden könnt.


Zurück in Kiel passierte dann etwas, was ich mir bis heute nicht erklären kann. Ich wurde gefangengenommen. Von meiner Geschichte. Vormittags arbeitete ich in einem Nebenjob in einer Spedition, doch sobald ich zu Hause war, saß ich am PC. Ich recherchierte, ich arbeitete Figuren aus, ich schrieb, schrieb, und schrieb. Alle paar Tage las ich meiner Ex am Telefon ein neues Kapitel vor (wir führten damals eine Fernbeziehung). Und das zog sich dann ein ganzes Jahr durch. An manchen Tagen, vor allem an den Wochenenden, merkte ich gar nicht, wie die Zeit verflog.


Die Zeiteinheiten „Tag“ und „Nacht“ schienen keine Rolle mehr zu spielen. Für mich war das nur noch „Oh, es ist hell“ und „Oh, es ist dunkel“. Manchmal saß ich 36 Stunden am Stück am PC, sogar gegessen habe ich am Schreibtisch. Auch wenn ich meine Familie in Bokensdorf besuchte, verzog ich mich noch zum Schreiben. Bei gutem Wetter saß ich sehr oft am Boldecker See, wo ein Großteil meines Buches in Buchstaben, Sätze und schließlich fertige Kapitel gegossen wurde. Die Geschichte ließ mich nicht mehr los. Ich nahm sie sogar mit ins Bett: wenn ich ausnahmsweise mal schlief, habe ich von John, Moritz, Max, Marie, Leon, Mike und all den anderen Figuren geträumt und mit ihnen zusammen so manche Abenteuer erlebt. Die Träume brachten mich wiederum nicht selten auf gute Ideen. Man kann also sagen, dass ich sogar im Schlaf noch weiter an der Geschichte arbeitete.


In etwa zehn Monaten entstanden so ganze 1200 Seiten! Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt nicht, was ich eigentlich damit machen wollte. Anfangs habe ich ja nur für mich selbst diese Geschichte geschrieben. Aber ich dachte mir: „Wenn du das jetzt nicht schreibst, dann schreibst du das nie!“ Nach dem Bachelor wäre ja noch der Master gekommen, danach das Referendariat (ich wollte damals noch Lehrer werden), und dann wäre keine Zeit mehr für mein Buch gewesen. Meine tolle Idee, die mich selbst so sehr fesselte, wäre dann wieder in einem geheimen Ordner verschwunden. Und vielleicht hätte sie mir dann wieder jemand „geklaut“. Dazu wollte ich es nicht kommen lassen, also beschloss ich, mein Buch zu veröffentlichen.


Das Veröffentlichen eines Buches ist aber alles andere als einfach. Natürlich hätte ich es über Self-Publishing versuchen können, nur hätte ich damit überhaupt keine Reichweite gehabt. Außerdem kannte ich niemanden, der mir beim Lektorat helfen oder ein Buchcover für mich entwerfen konnte. Also wollte ich es schon unbedingt über einen Verlag probieren. Und ein kleiner, aber immens böser Gedanke wollte damals auch nicht verschwinden: Wenn ich keinen Verlag von meiner Geschichte überzeugen kann, wie soll mir das dann mit einer Leserschaft gelingen?


In dieser Zeit wandte ich mich das erste Mal hilfesuchend an Christoph Peter Ehrlich, einen wirklich interessanten Menschen, den ich einige Jahre zuvor über eine Mitfahrgelegenheit kennengelernt habe. Wir beide wohnten damals in Kiel und hatten eine Freundin in Wolfsburg, und so nahm er mich alle zwei Wochen mit in die Heimat. Christoph war allerdings inzwischen ebenfalls nach Wolfsburg gezogen, und nach seinem Umzug war der Kontakt ein wenig eingeschlafen, kurz bevor ich mit dem Schreiben anfing. Als das Buch aber kurz vor der Vollendung stand, erinnerte ich mich an Christoph als Autor und kreativen Menschen, der in Kiel auch eine kleine Autorengemeinschaft namens „LitIn“ gegründet hatte. Also griff ich zum Telefon und erreichte einen überraschten Christoph, der sich sehr darüber freute, mich wiederzuhören und schon damals von meiner Geschichtenidee ganz angetan war.

Christoph Peter Ehrlich (rechts) und ich im Dinosaurierpark Münchehagen.

Christoph gab mir einige nützliche Tipps und Warnungen für die Verlagssuche und verwies mich außerdem an LitIn, dass es trotz Christophs Abwesenheit immer noch gab. Die Idee von LitIn ist eine ganz tolle: kreative Menschen treffen sich dort zu einem gemütlichen Beisammensein, lesen sich gegenseitig aus ihren Werken vor und geben sich Feedback. Das war genau das, was ich zu dieser Zeit brauchte! Kurz darauf fand ein erstes Treffen statt, allerdings ohne Christoph. Ich taperte also mit einer Mappe mit einer Leseprobe in der Hand ins Wohnzimmer der mir damals noch völlig fremden Franziska Weyand, traf dort mehrere andere mir ebenfalls völlig fremde, aber dennoch kreative Köpfe und konnte mit klopfenden Herzen dort meine erste kleine Lesung veranstalten. Die Herzlichkeit und das tolle Feedback von LitIn bestärkten mich in meinem Vorhaben, mein Buch zu veröffentlichen.

Also begann ich, an Türen zu klopfen. Es dauerte allerdings mehr als ein Dreivierteljahr, bis ich eine Antwort bekam, und das waren hauptsächlich Absagen. Natürlich hat man, was ich damals allerdings nicht wusste, als unbekannter Neuling keine Chance, bei einem der großen Verlage unterzukommen. Und so wurde die Verlagssuche zu einer Aneinanderreihung von Frusterlebnissen für mich. Keine schöne Zeit war das, zumal Selbstzweifel und andere Erlebnisse mich dann auch noch davon abbrachten, mein Studium zu Ende zu führen. Lehrer zu werden war nun keine Perspektive mehr für mich, aber eine Alternatividee hatte ich auch nicht wirklich. Dass ich damals nicht total in eine Depression gerutscht bin, habe ich wohl meiner Geschichte zu verdanken: Ich arbeitete immer weiter daran, recherchierte, schrieb, änderte vorherige Ideen um, bis sie mir immer besser und besser gefiel. Und irgendwie bin ich beim Abtauchen in die Welt der Kreidezeit meiner Realtität immer weiter davongelaufen.


Als ich dann doch eine Zusage bekam, war ich natürlich mehr als glücklich. Doch die Euphorie verflog sehr schnell. Mir wurde bald klar, dass es dem Verlag nur darum ging, bei der Veröffentlichung ganz auf der sicheren Seite zu stehen. Die ersten 150 Exemplare des Buches sollte ich selbst als Bestellungen heranschaffen. Vorher passierte nichts. Die machten keinen Finger krumm, es gab keine Arbeit an Lektorat, Coverentwurf und so weiter. Auf meine Vorschläge und Ideen wurde überhaupt nicht eingegangen. Und ich bekam mehr und mehr den Eindruck, dass es selbst bei Erfolg nur bei den 150 Büchern bleiben würde. Was ich mir von der Zusammenarbeit mit einem Verlag erhoffte, wäre dort also niemals zustande gekommen.


Dummerweise hatte ich naiv wie ich war den Vertrag bereits unterschrieben, und aus der Nummer herauszukommen, dauerte. Mein Verlag ließ mich nicht aus dem Vertrag raus, hielt mich die ganze Laufzeit fest, sodass ein ganzes weiteres Jahr verstrich. Die immer größer werdenden privaten Probleme, Zukunftsängste und meine traurige Eigenschaft, all das einfach zu verdrängen, stürzten mich schließlich nun tatsächlich in eine tiefe depressive Phase. Als sich mein Traum von der Veröffentlichung doch nicht mehr zu erfüllen schien, meine Beziehung darüber hinaus auch noch in die Brüche ging, brach die Welt für mich zusammen.


Der einzige Lichtblick in dieser Zeit war Christoph Ehrlich: Er hatte inzwischen selbst einen Verlag gegründet. Und er griff mir unter die Arme: „Wenn es bei deinem Verlag nichts wird, dann kommste halt zu mir.“ Und das tat ich dann auch. Im Sommer 2017 war der Vertrag beim alten Verlag endlich nichtig und ich wieder frei. Nur einen Tag später unterschrieb ich einen neuen Vertrag bei Christoph. Bis zur Veröffentlichung dauerte es dann zwar trotzdem noch ein Jahr, weil der Ehrlich Verlag sich ja noch in der Gründungsphase befand. Christoph musste die ganze Arbeit völlig allein machen, nicht nur für mich, sondern auch für mehrere andere Autoren. Doch im September 2018 war es dann endlich soweit. Und wie aufgeregt und überwältigt ich war, als ich mein eigenes Buch dann endlich selbst in Händen halten durfte, nach so vielen Rückschlägen und einem wahren Meer aus bitteren Tränen könnt ihr hier in diesem Video sehen:

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